Wie plant man eine Auszeit und was braucht es dazu? Das ist in einschlägigen Internetforen eine vieldiskutierte Frage. Womit bereits die erste und eine zweite Antwort gegeben sind. Erstens, informiere dich möglichst breit im Internet und zweitens, es gibt nicht DIE richtige Formel.
Eine Auszeit ist in Wirklichkeit eine Rauszeit. Das heisst, du musst die Komfortzone verlassen und Lösungen auf Fragen finden, auf die du bisher nicht vorbereitet warst. Das ist – vorsichtig ausgedrückt – eine Mordsarbeit. Wäre damals jemand in der Lage gewesen, mir die Hürden plastisch vor Augen zu führen, die es zu überwinden gilt, weiss ich nicht, wem ich eher vertraut hätte, dem Realisten vor mir oder dem Idealisten in mir.
Da ich zu schüchtern bin, meinen Lebensunterhalt als Strassenmusikant zu bestreiten, musste ein Lohn her. Denn, und das ist meistens die zweite, grosse Aufgabe, Zuhause bleibt Zuhause. Das bedeutet, du musst zwei Lebensmittelpunkte finanzieren, deinen eigenen Rauszeitaufenthalt und das Leben der Liebsten, die zuhause bleiben müssen.
Falls du noch nicht auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen aufgeführt wurdest oder wenigstens einen reichen Erbonkel vorzuweisen hast, gibt es zwei Möglichkeiten: Sparen oder Klauen. Stehlen finde ich nicht gut, also bleibt nur noch Variante eins: Sparen, sparen, sparen. Das braucht Zeit. Das braucht Disziplin, und da gibt es nichts zu beschönigen. So ist das nun einmal.
Bleibt die Frage der Zeit. Ich hatte das Glück, ein so genanntes Dienstaltersgeschenk in Form eines Monats Ferien statt Lohnprämie zu beziehen. Ausserdem habe ich das Riesenglück, und dafür sei an dieser Stelle in aller Form gedankt, eine Arbeitskollegin zu haben, die mich während meiner Abwesenheit an meinem Arbeitsplatz vertritt. Zusammen mit aufgelaufenen Ferienguthaben war dieser Teil somit organisierbar.
Nachdem klar wurde, in welcher Form ich meine Auszeit gestalten wollte (Segeln war nicht von Anfang an klar!), war die Frage, auf welchem Schiff? Das eigene, rund 40 Jahre alte Boot nachrüsten und an die Ostsee transportieren oder eine fixfertige, hochseetaugliche Charteryacht mieten? Die Antwort war auch hier nicht auf Anhieb eindeutig.

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Den Ausschlag, unsere „La Cabane“ nachzurüsten und auf dem Landweg ans Meer zu transportieren, gab der Vergleich der Kosten zwischen beiden Varianten und der wachsende Wunsch, diese Ostsee-Er-Fahrung auf „eigenem Kiel“ zu machen.
Nun folgte die Feinplanung und Budgetierung. Welche Investitionen waren notwendig und im Sinne der Sicherheit unverzichtbar und was war „nice to have“? Ich entschied mich für den Einbau eines Funkgeräts und eines GPS-Kartenplotters. Zusammen mit einem Autopiloten, der über das Bordnetzwerk mit dem Plotter verbunden ist, werde ich in der Lage sein, die Segel zu setzen, während der elektronische Steuermann das Steuer übernimmt. Hinzu kamen ein paar Kleinigkeiten wie AIS-Notfunksender, zusätzliche Fender oder ein neues Spaghetti-Abtropfsieb usw.
Nicht zu unterschätzen war der Behördenkram. Als in der Schweiz registrierte Yacht musste ich für La Cabane eine amtliche Flaggenbestätigung beantragen. Hinzu kam die offizielle Funkkonzession sowie die ganzen Ausfuhrpapiere für das Schiff. Dafür engagierte ich eine professionelle Spedition. Zu beachten sind unbedingt auch tierärztliche Auflagen, die bei der Einreise mit Hund zu erfüllen sind.
Schliesslich galt es, die geeignete Werft an der Ostsee zu finden, sowie einen vertrauenswürdigen Yachttransporteur. Try and error war hier nicht der schlechteste Ratgeber. Das heisst, ich habe im Internet nächtelang recherchiert, persönlich angerufen, geprüft, Offerten verglichen, wieder abgesagt und mich schliesslich entschieden.
Fazit nach der rund zweijährigen Phase dieses „Projekts“. Es ist eine Riesenarbeit, aber ich würde es wieder so machen. Nun kann es von mir aus aber losgehen!